Gastkommentar in der Presse
Zum 5. Jahrestag des Pariser Klimaabkommens zitieren wir aus dem Internationalen Roten Kreuz World Disasters Report 2020: „Die COVID-19 Pandemie hat gezeigt, wie anfällig die Welt für eine globale Katastrophe ist. Aber eine andere, größere Katastrophe baut sich bereits seit einigen Jahrzehnten auf, und die Menschheit liegt in den Anstrengungen zu ihrer Bekämpfung weit zurück.“
Die Wissenschaft warnt schon lange: In den 5 Jahren seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens ist viel zu wenig geschehen. Die CO2-Emissionen steigen und steigen. Österreich liegt im Vergleich der CO2-Reduktion seit 1990 an fünftletzter Stelle. Das weltweite CO2 Budget für die Erreichung der Pariser Klimaziele ist hingegen bald aufgebraucht. Nur noch wenige Jahre bleiben, um diese Ziele zu erreichen.
Wir Eltern und Großeltern stellen mit Schrecken fest, dass alle bisherigen Bemühungen, unsere eigenen, die der Gesellschaft und die der Politik, völlig unzureichend waren. Wir müssen uns eingestehen, dass wir die Prognosen der Klimaforschung Jahrzehnte lang ignoriert haben.
Wir Eltern und Großeltern sehen nun, was da auf unsere Welt zukommt. Unsere ernsthafte Sorge betrifft die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder. Natürlich wünschen wir uns, dass sie in Zukunft genauso gut leben können, wie wir jetzt leben. Aber wir müssen uns eingestehen, dass dieser uns lieb gewordene Lebensstil nicht zukunftstauglich ist.
Unsere Jugend hat verstanden, worum es geht. Sie geht auf die Straße und kämpft beispielsweise als Fridays For Future für ihre Zukunft. Es ist höchste Zeit, dass auch wir unserer Verantwortung für die Zukunft unserer Nachkommen gerecht werden. Deswegen erheben wir unsere Stimme für die Zukunft unserer Jugend.
Wir lassen uns von der Politik nicht mehr einreden, dass es kleiner bedächtiger Schritte bedarf, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Wir glauben der Wirtschaftslobby nicht mehr, die Ökologisierung der Wirtschaft sei nur mit Verlusten zu stemmen. Schließlich erkennen schon die ersten Großkonzerne und Firmen, dass eine nachhaltige Wirtschaft profitabel sein kann. Namhafte Stimmen aus der Wirtschaftswissenschaft sehen dies genauso.
Wir haben verstanden, dass wir ohne jeden weiteren Aufschub eine umfangreiche Transformation unserer Lebensweise in Angriff nehmen müssen. Nur so können wir eine Klimakatastrophe vermeiden und das Überleben zukünftiger Generationen sichern. Dafür braucht es Mut, Offenheit und die Bereitschaft von uns allen, solidarisch neue Wege zu beschreiten, um mehr Lebensqualität in einer intakten Umwelt zu gewinnen.
Weiter zuzuwarten bedeutet, eine enorme soziale und wirtschaftliche Last unseren Nachkommen aufzubürden. Ganz zu schweigen von der zerstörten Welt, die wir ihnen hinterlassen. Das können wir nicht verantworten! Unsere moralische Verpflichtung unserer Jugend gegenüber erlaubt dies nicht. Die Liebe der Eltern zu ihren Kindern und Enkelkinder ist grenzenlos. Darum kämpfen wir jetzt für ihre Zukunft.
Die Uhr tickt, es ist – bestenfalls – kurz vor zwölf. Wissenschaft und Technik haben viele Konzepte erarbeitet. Es gibt keine Ausreden mehr, weder für jeden von uns, noch für die Zivilgesellschaft oder die Wirtschaft, und erst recht nicht für die Politik. Es braucht daher den gesellschaftlichen und politischen Willen, die gemeinsame Verantwortung wahrzunehmen und mutig, schnell und umfassend im Sinne des unterzeichneten Pariser Abkommen zu handeln!