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Eine unerträgliche Geschichte – warum Klimaschutz und Menschenrechte Hand in Hand gehen müssen

  • Beitrags-Kategorie:Ö / Österreich

Stellen Sie sich vor, Sie sind seit über neun Jahren fast ununterbrochen unrechtmäßig im Gefängnis. Und das in unerträglichen Bedingungen. Sie wurden gefoltert, Sie dürfen Ihre Familie nur einmal im Monat für zwanzig Minuten sehen. Dabei ist keine Umarmung, keine tröstende Berührung erlaubt. Und besuchen darf Sie jeweils nur ein Familienmitglied. Mit Ihrem mittlerweile zehnjährigen Sohn konnten Sie nur sehr wenig Zeit verbringen.

Die Situation ist so unerträglich, dass Sie im April 2022 beschließen, nur noch 100 Kalorien pro Tag zu sich zu nehmen, in der Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft angesichts der nahenden Klimakonferenz COP27 verstärkt Druck auf die ägyptische Regierung ausübt, Sie endlich freizulassen. Denn Ihr einziges „Vergehen“ war ja, sich für Menschenrechte in Ihrem Land einzusetzen.

Nach über sieben Monaten mit nur 100 Kalorien täglich ist die COP27 nur noch Tage entfernt. Zum Äussersten entschlossen – was haben Sie denn noch zu verlieren? – gehen Sie zum vollständigen Hungerstreik über und kündigen an, dass Sie mit Beginn der Klimakonferenz in Ihrem Land auch kein Wasser mehr trinken werden.

Die COP27 begann am 6. November…

Und das oben geschilderte, unvorstellbare und unerträgliche Szenario ist die Realität für Alaa Abdel Fattah. Ein renommierter Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist, der nicht nur die ägyptische, sondern auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt. Was seine Familie verständlicherweise hoffen ließ, dass die britische Regierung sich für ihren Staatsbürger stark machen und seine Freilassung zur Bedingung für die Teilnahme an der Klimakonferenz machen würde.

Was auch immer die britische Regierung und der Rest der internationalen Gemeinschaft gemacht oder nicht gemacht haben, es war jedenfalls zu wenig. Wer Alaa Abdel Fattahs Fall in den letzten Wochen beobachtet hat, konnte sehen, wie die Hashtags #FreeAlaa und #SaveAlaa auf den sozialen Medien immer häufiger auftauchten, wie die Warnungen von Human Rights Watch, Amnesty International und Greenpeace immer eindringlicher und die Hilferufe von Familie und Freunden immer verzweifelter wurden.

Kleiner Einschub: Alaa Abdel Fattah ist eine von geschätzten 60,000 unrechtmäßig inhaftierten Personen in Ägypten. Was die Frage erlaubt, warum ein Land, das die Menschenrechte derartig mit Füßen tritt, als Gastgeber für die COP27 ausgewählt wurde? Wenn überhaupt, wäre diese Wahl eine einzigartige Gelegenheit gewesen, daran Forderungen nach konkreten Verbesserungen zu knüpfen – denn Klimagerechtigkeit und Menschenrechte sind untrennbar miteinander verbunden.

Zurück zu Alaa:

Stellen Sie sich vor, Sie sind Alaa Abdel Fattah und es ist der 6. November 2022…

Manya Ghahremani, Klimaaktivistin bei Parents For Future  

 

Aktuelle Petition, die die Freilassung von Alaa Abd el-Fattah fordert, von seiner Schwester initiiert:

https://www.change.org/p/help-free-my-brother-before-it-s-too-late-jamescleverly-freealaa  

Ältere Petitionen: