“Wir sind hier, wir sind laut …
Die Klimakrise spitzt sich zu – doch sie verbindet auch Generationen. Seit 2019 engagieren sich
nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern, Lehrer und Wissenschafter bei Fridays for Future
Es gibt keinen Planeten B”, war beim internationalen Klimastreik am 25. März in großen Lettern auf den Transparenten
der Fridays for Future zu lesen. Eine Bewegung, mit der die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg im Jahr
2019 ursprünglich besonders die junge Generation mobilisieren wollte. Doch innerhalb kurzer Zeit etablierten sich
neben der Jugend-Bewegung weitere Gruppen, die gemeinsam auf die Straßen gehen und die eine Sorge eint: Wie
schaffen wir es gemeinsam, die Klimakrise abzuwenden und eine lebenswerte Zukunft zu gestalten?
Es gibt keinen Planeten B”, war beim internationalen Klimastreik am 25. März in großen Lettern auf den Transparenten
der Fridays for Future zu lesen. Eine Bewegung, mit der die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg im Jahr
2019 ursprünglich besonders die junge Generation mobilisieren wollte. Doch innerhalb kurzer Zeit etablierten sich
neben der Jugend-Bewegung weitere Gruppen, die gemeinsam auf die Straßen gehen und die eine Sorge eint: Wie
schaffen wir es gemeinsam, die Klimakrise abzuwenden und eine lebenswerte Zukunft zu gestalten?
“Zu Beginn der Fridays-for-Future-Bewegung hätten wir Jungen uns bei den anfangs kleinen Streiks nicht gedacht,
dass von den anderen Generationen mit der Zeit so viel Zuspruch kommt”, sagt Lea Moser. Die 16-jährige Schülerin ist
eine der Organisatoren der Fridays for Future in Oberösterreich und als solche begeistert darüber, wie viele sich
mittlerweile bei den Klima-Demonstrationen in Österreich engagieren – und das unabhängig vom Alter. “Neben den
Eltern und Lehrern haben sich mittlerweile auch die ,Grandparents for Future‘ als Gruppe etabliert. Viele Großeltern
sagen bei den Klima-Demos: ,Hätten wir doch früher schon etwas getan.‘ Jetzt Schuldige zu suchen, ist nicht essentiell.
Aber der gemeinsame Gedanke ist ein Lichtblick für uns, denn nur miteinander können wir die Klimaziele noch
erreichen – das ist jetzt unsere letzte Chance”, sagt Moser.
“Schaffen wir das noch?”
Diese Frage hört Lea Moser immer wieder: “Die einen haben noch Hoffnung, die anderen resignieren bereits –
besonders wenn man sich den aktuellen Klimabericht ansieht.” Das Wichtigste für die Organisatorin ist, das
Bewusstsein in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen zu schärfen: “Wir steuern auf die größte Katastrophe zu, und
das nicht erst in den vergangenen drei Jahren, sondern seit Jahrzehnten”, sagt Moser. “Ich möchte in einer Welt
erwachsen werden, die lebenswert ist.”
Diesen Wunsch auch ihren drei Kindern zu erfüllen, ist das Ziel von Sandra Weilnböck. Die 36-jährige Radiologie-
Technologin des Ordensklinikums in Linz engagiert sich bereits seit Anbeginn für die Bewegung der Parents for Future.
“Meine Kinder haben sehr schnell die richtigen Fragen gestellt, was Umweltschutz und Tierwohl betrifft. Spätestens als
mein damals sechsjähriger Sohn meinte, er möchte den Tieren nicht wehtun, gab uns das einen Denkanstoß im Hinblick
auf die Ernährung und den Zusammenhang mit der Klimakatastrophe”, sagt Weilnböck.
Politisches Miteinander in der Krise
Dass durch die Klimakrise ein Miteinander in der Gesellschaft entstehen kann, davon ist Weilnböck überzeugt. “In
jeder Generation gab es bisher die Verdrängungstaktik: Andere sollen sich darum kümmern. Nun machen sich aber
trotzdem viele Gedanken. Es geht um die Zukunft unserer Kinder, aber auch ich möchte im Alter eine schöne Pension
genießen. Sollten wir unsere Klimaziele nicht erreichen, wird das kaum möglich sein”, sagt die Radiologie-Technologin.
Doch die Klimakrise sollte nicht nur Generationen verbinden, sondern auch ein politisches Miteinander ermöglichen.
“Was viele oft vergessen: Umweltschutz ist mehr als nur das Parteiprogramm der Grünen. Die Klimakrise darf keine
politische Farbe tragen, sondern sollte alle Parteien einen. Dadurch, dass das Thema nur einer Partei zugeschrieben
wird, stehen alle anderen auf der Bremse”, sagt Weilnböck.
Die gesellschaftspolitische Relevanz des Klimaschutzes wird auch im Bildungsbereich wichtiger. So haben sich neben
den Jugendlichen zahlreiche Lehrer und Wissenschafter der Fridays-for-Future-Bewegung angeschlossen. “Wir
Pädagogen haben beobachtet, wie die Jugendlichen bei diesem Thema Fahrt aufgenommen haben, und wollten das in
den Schulalltag integrieren. Ob durch Vorträge von Experten, Workshops oder mithilfe von Schülern als Klima-Peers”,
sagt BHS-Lehrer Hannes Hohensinner von den Teachers for Future.
Miteinander in Schulen und Unis
In gemeinsamen Diskussionen, wie die Schule klimaneutral gestaltet werden kann, entsteht auch hier ein großes
Miteinander. “Zwischen Erstklässlern und Maturanten liegen normalerweise Welten. Doch das Thema Klimaschutz
eint Jahrgänge sowie Lehrer und Eltern, die wir mit ins Boot holen wollen”, sagt Hohensinner.
Ähnlich sehen dies die Wissenschafter, die als Scientists for Future die Bewegung der Jugendlichen auf den Straßen
unterstützen. “Mehr als 26.800 Wissenschafter aus dem deutschsprachigen Raum engagieren sich. Ich bin als
Professor an der Johannes Kepler Universität in Linz tätig, und gemeinsam organisieren wir Vortragsreihen, um bei den
Studierenden und beim Lehrpersonal mehr Bewusstsein zu schaffen”, sagt Martin Hoffmann von den Scientists for
Future.
Viele Professoren gestalten die Studiengänge bereits im Hinblick auf die Krise. “Beispielsweise ist das
Wirtschaftsstudium noch sehr konservativ gehalten. Gerade hier ist es wichtig, den Studierenden klarzumachen: Wo
wollen wir in der Wirtschaft in Zukunft hin und wie können wir diese Ziele überhaupt erreichen? Das gelingt nur durch
ein Miteinander, wo Lösungen gefunden werden”, sagt Hoffmann.
Die Serie „Miteinander“ zeigt, was uns zusammenhält. „Miteinander im Leben“ – von Patchwork-Familien bis zum
Teamsport. Oder auch das „Miteinander in Krisenzeiten“, etwa in der Flüchtlingshilfe. Eine Frage des Miteinanders ist
aber ebenso die Lösung der Klimakrise.